Praktikanten in Pößneck gesucht

OTZ, Peter Cissek
PresseArbeit & LebenGewerkschaft

Knapp 60 Aussteller aus Industrie, Handwerk, Land- und Forstwirtschaft sowie Hochschulen versuchen auf der Pößnecker Messe "Berufe aktuell" künftige Schulabgänger für ihre Ausbildungsplätze zu begeistern und locken mit Probewochen

"Wir bieten Praktikumsplätze" - An fast jedem Stand auf der gestrigen Ausbildungsmesse "Berufe aktuell" in der Shedhalle in Pößneck war ein gelbes Schild mit gleichlautender Aufschrift und drei Ausrufezeichen zu finden.
 
"Wir wurden vom Veranstalter gefragt, ob wir Praktikumsplätze anbieten und haben dann diesen Zettel erhalten", zeigte sich Frank Walter, Ausbildungsleiter bei der  HBS  Elektrobau  in  Oettersdorf,  über  dieses  bereit  gestellte  Werbemittel erfreut. Denn seitdem sich die Zahl der Schulabgänger in der Region auf einem Tiefpunkt einpegelt hat, setzten die Ausbildungsbetriebe noch stärker darauf, Schüler für Probewochen zu gewinnen. "Die Vorbehalte vor einem Beruf im Handwerk sind anfangs groß, erst recht bei Montagetätigkeit. Beim Praktikum stellen dann viele Schüler fest, dass es bei uns interessante Arbeit gibt. Knapp 60 Prozent unserer Schülerpraktikanten bewerben sich später um eine Lehrstelle", erklärte der Ausbildungsleiter.
 
"Ich habe all die Jahre bei Mutti gewohnt und konnte mir es nicht vorstellen, auf Montage zu arbeiten. Aber das Gute bei HBS ist: Man arbeitet von Montag bis Donnerstag  40  Stunden  und  hat  dann  ein  dreitägiges  Wochenende",  erklärte Elektroniker-Azubi Sebastian Schütze den Schülern am Messestand.
 
"Wir haben unser eigenes Schild mitgebracht, um für Praktikumsplätze zu werben", erklärte Toni Fruth, Personalmanager bei der Fliegl Fahrzeugbau GmbH in Triptis. Schüler können bei Praktika in der Werkstatt Kleinteile anfertigen und einen Einblick in moderne Ausbildungsberufe wie Konstruktionsmechaniker und Lackierer erhalten.
 
Doch auch jene Betriebe lockten mit Praktikumsplätzen, bei denen man das zur Verfügung gestellte gelbe Schild nicht auf Anhieb sehen konnte: "Wir haben es zur Seite geräumt, damit sich die Schüler gleich hier am Messestand ausprobieren können", sagte Anne-Marie Wengel, Personalreferentin bei der ACD Systemtechnik Neustadt.  Interessierte  Besucher  konnten  Leiterplatten  mit  Bauelementen bestücken und löten, um ihre Fingerfertigkeit zu testen.  Im  Wettkampf  um  die  wenigen  Schulabgänger  lassen  sich  die  Unternehmen  etwas einfallen: Melanie Paul von der Pößnecker Firma Electrotechnical Solutions GmbH warb mit einem dreiwöchigen Auslandspraktikum für jeden Azubi.
 
Linker protestiert gegen Bundeswehr
 
Knapp   60   regionale   Unternehmen   aus   Industrie,   Handwerk,   Land-   und Forstwirtschaft,  aber  auch  Hochschulen,  Bundeswehr  und  Polizei  präsentierten gestern ihre Ausbildungs- und Studienangebote. Als Landrat Thomas Fügmann (CDU) mit Gefolge eine Eröffnungsrunde drehte und am Stand der Bundeswehr war, hielt der  Linke-Landtagskandidat  Philipp  Gliesing  eine  Zeitung  zur  Kampagne "Bundeswehr raus aus den Schulen" in die Kamera seines Mitarbeiters. Doch bevor dieser auslösen konnte, griff der Schleizer Grundschulleiter Ralf Köhler als Kreis-Geschäftsführer des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft ein und erinnerte an sein  Hausrecht:  "Diese  Messe  sollte  nicht  für  politische  Demonstrationen missbraucht werden."
 
Bis auf den Zwischenfall zeigte sich Köhler mit dem Messeverlauf zufrieden. Die knapp  660  Acht-  und  Neuntklässler  aus  den  Regel-  und  Förderschulen  sowie Gymnasien im Saale-Orla-Kreis wurden erstmals zeitversetzt mit den Bussen nach Pößneck gefahren, um einen kontinuierlichen Besucherstrom zu gewährleisten.