Genossenschaften und kommunales Energiemanagement

Stanislav Sedlacik

Bericht zur Konferenz der "Linken Ostthüringer Kommunalpolitiker" (LOK) am 5.Mai in Ranis.

Wie können kommunale Energiepotenziale effektiv genutzt werden? Dieser Frage ging eine Konferenz der "Linken Ostthüringer Kommunalpolitiker" am 05. Mai 2018 in Ranis nach.  DIE THÜRINGENGESTALTER hatten dazu eingeladen.

Es ging um die Vorstellung der Genossenschaft Marktzentrum Ranis e.G., welche die Nahversorgung in der Stadt Ranis sichert. Mit dem deutlichen Rückgang der Bevölkerungszahlen auf dem Lande und der damit sinkenden Kaufkraft, verlassen die Discounter-Märkte den ländlich Raum und konzentrieren sich ausschließlich nur noch auf die Gebiete mit entsprechender Kaufkraft. Lobenswerter Weise hat tegut ein Konzept zur Unterstützung kleinerer Märkte entwickelt und schließt somit diese Lücke im ländlichen Raum. Bisher ist tegut in Hessen, Thüringen und Bayern inzwischen schon an 25 Standorten erfolgreich tätigt. Aktuell kommen jährlich etwa zwei Neueröffnungen hinzu.

Im Grundgesetz wird die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zwar garantiert, aber vor Ort muss man schon selbst etwas dafür tun. Es geht um bürgerliches Engagement, gegen die Auswirkungen des demographischen Wandels im ländlichen Raum. Darüber berichtete Andreas Gliesing, Bürgermeister der Stadt Ranis und Aufsichtsrat vom „Marktzentrum Ranis e.G“. Die Gründungsversammlung des Marktzentrums Ranis fand am 12.06.2015 statt und am 18.11.2016 wurde es eröffnet. Voraussetzung war die engagierte Arbeit der Initiativgruppe zur Genossenschaftsgründung. Das Genossenschaftsmodell wurde gewählt, weil mit ihm das identitätsstiftende Engagement der Bürger*innen für ein „Marktzentrum Ranis e.G“ am stärksten zum Ausdruck kommt. Die Führung der Genossenschaft das ist der Vorstand und der Aufsichtsrat, die Buchhaltung ist  ehrenamtlich. Nach dem Vortrag erfolgte ein Rundgang mit Führung ins Marktzentrum mit dem tegut-Laden, Blumenladen, Bäckerei, Lesecafé, Poststelle und Stadtteilbibliothek. Auch Bodo Ramelow besuchte am 18.06.2017 dieses Marktzentrum.

Ein weiteres Beispiel zur effektiven Nutzung kommunalen Energiepotentials brachte uns Frank Kuhlmey, Projektleiter der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur nahe. Er informierte wie durch Transparenz beim Energieverbrauch und geringinvestive Maßnahmen in kommunalen Liegenschaften die Energiekosten und CO2-Emissionen deutlich und dauerhaft reduziert werden kann.

Zu einem Kommunalen Energiemanagement gehören
    • das kontinuierliche Erfassen und Auswerten von Verbrauchsdaten,
    • das Überwachen der Gebäudetechnik,
    • das Ableiten von technischen und organisatorischen Verbesserungsmaßnahmen.

Dies führt in Kommunen erfahrungsgemäß  bereits im nichtinvestiven Bereich zu einer Energiekosteneinsparung von 10 bis 20 Prozent.

Ein Beispiel: In Thüringen sorgen rund 355.000 Leuchten für erhellte Straßen. Die Straßenbeleuchtung im Freistaat verbraucht jedes Jahr so viel Strom wie etwa 50.000 Drei-Personen-Haushalte. Durch eine schrittweise Modernisierung und Optimierung der Straßenlaternen ließen sich in Thüringen mittelfristig jährlich rund zwölf Millionen Euro Energiekosten und 41.000 Tonnen CO2-Emissionen sparen. Dazu gibt Förderprogramme von Land, Bund und EU.

Die Veranstaltung zeigte, dass eigenverantwortliches Handeln und bürgerschaftliches Engagement wichtige Faktoren für die Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität von Kommunen und Regionen sind, besonders im ländlichen Raum. Wo Wandel ist, entstehen neue Freiräume, die Menschen mit Kreativität und Umsetzungswillen füllen können. Es braucht Bürger*innen, die die Chancen auf Veränderung sehen, die Ideen entwickeln und umsetzen, die neue Wege ausprobieren und auch Vorbild für Andere werden.