DGB-Vize will landesweites Azubi-Ticket für Nahverkehr in Thüringen

Sebastian Haak, dpa

Erfurt. Thüringer Studenten profitieren schon lange davon, aber auch Auszubildende sollen mit einem einzigen Ticket den gesamten öffentlichen Nahverkehr hierzulande nutzen können. Das fordert der neue Vize des DGB Hessen-Thüringen, Sandro Witt.

Thüringen - gerade wegen der ländlichen Strukturen", sagte er im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Zudem fordert er für Hessen ein Landesprogramm gegen Rechtsextremismus nach Thüringer Vorbild.

Im Alter von 32 Jahren sind Sie zum stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hessen-Thüringen gewählt worden. Vollzieht sich da ein Generationenwechsel?

Ja, ich glaube schon. Und dass mit mir ein junger Mensch gewählt wurde, der sich schon seit 15 Jahren beim DGB engagiert, ist noch ein Grund mehr für junge Leute, in die Gewerkschaften einzutreten. Gleichzeitig stehe ja aber nicht nur ich für einen Generationenwechsel. Der Jugendbereich der Gewerkschaften in Hessen und Thüringen ist in den vergangenen Jahren durchschnittlich um drei Prozent jährlich gewachsen. Es gibt also Nachwuchs - besonders viel bei der IG Metall und bei Verdi.

Trotzdem gibt es Berührungsängste gerade bei Schulabgängern gegenüber gewerkschaftlichen Strukturen.

Das stimmt. Und ich glaube, das liegt unter anderem am Schulunterricht. Wenn Sie sich anschauen, was da heute über die Wirtschaft gelehrt wird, dann kommen da Gewerkschaften gar nicht mehr vor. In Schulbüchern oder in Broschüren, die im Unterricht eingesetzt werden, spielt das Gegen- und Miteinander von Unternehmen und Gewerkschaften keine Rolle mehr. Das muss sich wieder ändern.

Was sind für die kommenden Monate Ihre wichtigsten Vorhaben?

Mit Blick auf Hessen möchte ich, dass wir ein Landesprogramm gegen Rechtsextremismus hinbekommen, wie es das schon in Thüringen gibt. Ich habe das für den DGB damals mit ausgehandelt. Das wird nicht leicht, aber die Problemlagen im Kampf gegen Rechtsextreme sind in Hessen und Thüringen durchaus vergleichbar.

Und Ihre Ziele für Thüringen?

Mit Blick auf Thüringen möchte ich erstens, dass wir dieses gerade erwähnte Landesprogramm weiterentwickeln. Das, was wir inzwischen über den NSU wissen, muss dort Eingang finden. Zweitens möchte ich für Thüringen ein Azubi-Ticket auf den Weg bringen, das analog zum Semesterticket der Studenten funktioniert. Ziel muss es sein, dass Auszubildende im ganzen Freistaat den öffentlichen Nahverkehr mit einem Ticket nutzen können. Da gibt es verschiedene Finanzierungsmodelle, die es zu diskutieren gilt. Klar ist: Wenn wir das hinbekommen, wäre das ein riesiger Vorteil für den Berufsausbildungsstandort Thüringen - gerade wegen der ländlichen Strukturen.

Zur Person: Sandro Witt , geboren 1981 in Pirna, war in den vergangenen Jahren nicht nur als Gewerkschafter aktiv, sondern auch politisch. Sein Amt als Landesvize der Thüringer Linken hat er aber nach seiner Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des DGB Hessen-Thüringen niedergelegt.